Der Experte zum Thema Gefäßmedizin

Der Experte zum Thema Gefäßmedizin

Herz-und Gefäßerkrankungen sind Todesursache Nr. 1 – jährlich sterben immer noch mehr als 300.000 Bundesbürger an Herzinfarkt und Schlaganfall. Prof. Dr. med. Curt Diehm, Chefarzt für Gefäßmedizin am Klinikum Karlsbad-Langensteinbach und Vorsitzender der Deutschen Gefäßliga beantwortet die wichtigsten Fragen.

 

Prof. Diehm
Prof. Dr. med. Curth Diehm          

Wie gefährlich ist Bluthochdruck?

Der Bluthochdruck (Hypertonie) ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz- und Gefäßerkrankungen. Der erhöhte Blutdruck kann unterschiedliche Ursachen haben (Nierenerkrankungen, hormonelle Störungen, Stoffwechselerkrankungen, Übergewicht, psychischer Stress etc.) Der obere Grenzwert des Blutdrucks sollte 140/90 mmHg nicht überschreiten. Von einem Bluthochdruck spricht man nach der WHO bei Blutdruckwerten von über 160/95 mmHg.

In Deutschland haben nur 54,5% der Bevölkerung normale Blutdruckwerte. Man geht davon aus, dass ein unterer Blutdruckwert (diastolischer Blutdruck) von 105 mmHg das Herzinfarktrisiko verdoppelt und das Schlaganfallrisiko vervierfacht. Es besteht eine Beziehung zwischen Bluthochdruck, Übergewicht und Fettgehalt der Nahrung. Auch ein hoher Salzkonsum führt zu erhöhten Blutdruckwerten. Durch eine konsequente Gewichtsreduktion sowie durch eine fettarme, vegetarisch ausgerichtete Ernährung kann eine Senkung des Blutdrucks erreicht werden.

Welche Auswirkungen hat das Rauchen?

An den gesundheitsschädigenden Wirkungen des Tabakrauchens kann heute nicht mehr gezweifelt werden. Man schätzt die Zahl der „Tabaktoten“ auf weltweit mindestens drei Millionen pro Jahr. Raucher sterben sehr viel häufiger an Lungen- und Bronchialkrebs. Sie bekommen sehr viel häufiger eine Verschlusskrankheit der Gliedmaßen-Schlagadern (Raucherbein) und vor allem eine koronare Herzerkrankung bzw. Herzinfarkte und erleiden
auch vermehrt Schlaganfälle. Auch das „Passivrauchen“ ist erwiesenermaßen gesundheitsschädigend und erhöht insbesondere das Herzinfarktrisiko.

Was sind Besenreiser?

Die Besenreiservarizen sind winzige, in der obersten Hautschicht verlaufende, kleine rötlich-bläulicher Äderchen, die sich fächerartig ausbreiten. Sie entstehen manchmal ohne ersichtlichen Grund, treten aber gehäuft bei einer Schwangerschaft auf und verschwinden danach oftmals wieder. Am häufigsten treten Besenreiser an der Außenseite der Oberschenkel, seltener am Unterschenkel oder in den Kniekehlen auf. Besenreiser sollten nicht als Lappalie abgetan werden, da sie auch erstes Anzeichen einer Venenerkrankung sein können.

Ist Kochsalz ungesund?

Der tägliche Kochsalzbedarf des Menschen liegt bei 2 - 3 Gramm täglich, wohingegen in Deutschland im Durchschnitt 10 - 12 Gramm Kochsalz pro Tag konsumiert werden. Die tägliche Kochsalzzufuhr sollte nicht über 6 - 8 Gramm liegen.

Tipps zum Einsparen von Kochsalz:
   Kein Salzfässchen auf den Tisch, niemals nachsalzen.
   Vermeiden Sie kochsalzreiche Kost
(Gepökeltes, Wurstwaren, eingelegten Fisch)
   Würzen Sie mit reichlich Kräutern und reinen Gewürzen anstatt mit Salz   („nicht salzen, sondern würzen“)!
   Vermeiden Sie Fertiggerichte.
   Nur Getränke mit niedrigem Kochsalzgehalt verwenden. Leitungswasser enthält praktisch kein Kochsalz.

Was passiert beim Schlaganfall?

Unser Gehirn ist ein Meisterwerk der Natur: es ist Sitz unseres Bewußtseins, es ermöglicht uns zu sprechen, uns zu bewegen, es steuert wichtigste Körperfunktionen. Egal, ob wir wach sind oder schlafen und träumen - seine Milliarden Nervenzellen sind immer in Betrieb, zu jeder Zeit, rund um die Uhr.
Diese Leistung hat einen Preis: Nervenzellen brauchen viel Energie. Sie müssen immer gut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt sein, einen Mangel vertragen sie nur sehr kurze Zeit. Sauerstoff und Nährstoffe stehen normalerweise immer ausreichend zur Verfügung. Es sei denn, es kommt zu einer Unterbrechung der Blutzufuhr. Und genau dies geschieht beim Schlaganfall.

Dabei gibt es zwei Möglichkeiten:
  Einmal kann ein zum Gehirn führendes Blutgefäß plötzlich verstopfen. Dies ist der häufigste Fall.
  Zum anderen kann ein Blutgefäß auch einreißen oder platzen - es kommt zu einer Blutung in das Hirngewebe.

Die Folgen sind gleich: die Nervenzellen werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und gehen zugrunde, wenn die Durchblutungsstörung länger anhält. Die Auswirkungen hängen davon ab, wie viele Nervenzellen betroffen sind. Wurde ein großes Blutgefäß verschlossen, werden die Folgen schwerer sein als beim Verschluss eines kleinen Gefäßes. Ausfälle machen sich entsprechend bemerkbar: Lähmungen, Taubheitsgefühl, Sprechstörungen, Sehstörungen.

Was ist eine AVK?

Bei der peripheren Arteriellen Verschluss-Krankheit (AVK) ist die Blutversorgung der Beine oder der Arme gestört. Ursache ist eine zunehmende Verengung der „peripheren“ Arterien, wie die Bein- und Armarterien auch bezeichnet werden. Die AVK entwickelt sich allmählich, kann lange Zeit unbemerkt bleiben und ruft vielfach erst im höheren Lebensalter Beschwerden hervor. Sind die Beine betroffen - wie in 90% der Fälle - wird der Patient oft dadurch auf die AVK aufmerksam, dass er beim Gehen nach einer gewissen Strecke Schmerzen verspürt. Er bleibt dann häufig stehen, deshalb wird die AVK auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet.