Arthrose: Eine Erkrankung des Gelenkknorpels

Arthrose: Eine Erkrankung des Gelenkknorpels

Im Körper tragen die Knochen, die über ein Gelenk miteinander in Verbindung stehen, an ihrer Oberfläche eine Knorpelschicht. Umgeben ist das Gelenk von einer Gelenkkapsel aus widerstandsfähigem Bindegewebe mit Einschluss einer gallertigen Flüssigkeit („Gelenkschmiere“). Der Knorpel übt eine Schutzfunktion für den darunter liegenden Knochen aus, indem er einwirkende Kräfte wie ein Stoßdämpfer abfedert aber auch durch seine oberflächliche Glätte ungehinderte Bewegungen in vorgezeichneten Richtungen erlaubt.

Das Knorpelgewebe jedoch ist etwas Besonderes! Zwar außerordentlich belastbar und widerstandsfähig jedoch eine Mimose wenn aus bestimmten Gründen eine Schädigung eintritt. Das Knorpelgewebe hat nämlich keine eigenständige Blutgefäßversorgung sondern muss aus der Umgebung durch Diffusion mit Sauerstoff versorgt werden. Kritische Situationen und oder vorgegebene genetische Bedingungen können dazu führen, dass das Knorpelgewebe vorzeitig geschädigt wird ohne das eine Möglichkeit der Eigenreparatur besteht; im Gegenteil, ein bereits eingetretener Gelenkschaden verschlechtert sich eigengesetzlich auch bei normalen Belastungen!

Der Beginn der Arthrose mit allen Folgen ist also in der Regel eine Initialverletzung (Trauma) entweder durch einen Unfall oder über einen längeren Zeitraum andauernde mechanische Über- beziehungsweise Fehlbelastung. Darüber hinaus kommt es im Alter zu einer erheblichen Einbuße der Knorpelelastizität. Die Folge kann sein, dass der Knorpel an seiner Oberfläche einreißt und abschilfert und der ansonsten geschützte Knochen freigelegt wird. Da zerstörter Knorpel nur unzureichend ersetzt werden kann, treffen nun alle Kräfte auf den darunter liegenden Knochen, der sich unter dieser ungewohnten Last auf Dauer verformt.
Die Gelenkfunktion ist nachhaltig gestört und kann die ihm zugedachte Aufgabe nicht mehr erfüllen. Der Weg zur Invalidisierung über das Schicksal der Funktionseinbusse und schwerer bis schwerster Schmerzzustände ist vorgezeichnet.

Arthrose – eine Volkskrankheit


Untersuchungen der letzten Jahre haben uns gezeigt,  dass im Alter von 75 Jahren und darüber nahezu 100 Prozent aller Menschen an einer Arthrose leiden. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
Der Beginn der Symptome liegt bei Männern allerdings etwas früher. Hier könnte die Ursache die stärkere Belastung durch körperliche Tätigkeiten sein. Dagegen gibt es keine regionalen Unterschiede beim Auftreten der Arthrose. Meist sind Knie- oder Hüftgelenk als erstes betroffen, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass diese im täglichen Leben am stärksten belastet werden. Wesentlich seltener treten nämlich Arthrosen der oberen Gliedmaßen oder der Wirbelsäule auf. Die ersten Veränderungen bestehen hier in einer Zermürbung der Bandscheiben und der knorpeligen Abschlussplatten der Wirbelkörper.
Hierauf folgen seitliche Rundwulstbildungen und schließlich Abbauveränderungen der Zwischenwirbelgelenke.

Woran erkenne ich, dass ich an einer Gelenkarthrose leide?


Erstes Krankheitszeichen der Arthrose ist eine morgendliche Steifigkeit des entsprechenden Gelenkes, die erst nach mehrmaligem Bewegen wieder nachlässt. Später kommen Spannungsgefühl und Schmerzen bei längerer Belastung hinzu. Ist die Arthrose schon weit fortgeschritten, so tut Ihnen das Gelenk auch in Ruhe weh, so dass Sie manchmal nachts vor Schmerzen nicht schlafen können. Die Beweglichkeit lässt immer mehr nach, bis schließlich eine nahezu vollständige Versteifung erfolgt.

Lassen Sie es nicht soweit kommen


Gehen Sie mit Ihren Gelenkbeschwerden rechtzeitig zum Arzt, denn er kann Ihnen helfen. Wärme in Form von unterschiedlichen Behandlungsformen (Salben, Pflaster, Fango, Bäder (Sole, Moor, Salzwasser) Bestrahlung etc.) neben antientzündlich wirkenden Medikamente vermitteln Schmerzstillung. Mit einer dosierten Bewegungstherapie wird Ihr Gelenk „in Schwung“ gehalten und durch Massagen lockert sich verspannte Muskulatur  wieder auf. Lassen Sie sich vom Fachmann Gymnastikübungen zeigen und beachten Sie folgende Grundregeln.

Künstliche Gelenke


Führt eine solche konservative Therapie nicht mehr zur Schmerzfreiheit, so bleibt häufig nur noch die ‘Einpflanzung’ eines künstlichen Gelenkes. Eine solche Operation wird seit vielen Jahren mit sehr gutem Erfolg bei der fortgeschrittenen Arthrose des Hüft- und Kniegelenkes durchgeführt. Künstliche Gelenke aus Metall, Kunststoff oder auch aus Keramik sind Dank der Forschung heute eine große Hilfe ja häufig eine Gnade!

Bewegung aber richtig


Beste Vorbeugung gegen Arthrose ist immer noch die ausgewogene sportliche Betätigung – jedoch ohne übermäßige Belastung der Knie- und Hüftgelenke. Vermeiden Sie Übungen auf Beton oder Asphalt – sämtliche Stöße müssen hier von den Gelenken abgefedert werden. Tragen Sie die richtigen Schuhe. Moderne Sportschuhe sollten eine weiche, federnde Sohle haben, die hilft, die Gelenke zu entlasten. Und vor allen Dingen: Übertreiben Sie Ihre Aktivitäten nicht. Topaktuell sind „Nordic walking“ und Fahrradfahren!

Behandlung


Die Behandlung der Arthrose ist eine schwierige Gratwanderung. Zum einen darf ein arthrotisch verändertes Gelenk nicht überstrapaziert werden, zum anderen führt eine zu große Schonung zum Beweglichkeitsverlust. BOB = Bewegung ohne Belastung heißt die Devise, zum Beispiel durch dosiertes Gehen, Radfahren oder Schwimmen. Große Linderung verschafft oft die Einreibung mit überwärmenden Salben; lediglich beim akuten Reizzustand eines Gelenks mit Überwärmung kann eine Kältebehandlung durch kühlende Gels oder gar Eispackungen vorteilhaft sein. Bei chronischen Arthrosezuständen werden auch Rheumabäder oder Moorpackungen als sehr angenehm empfunden. Arthrotische Gelenke sollten immer vor zu starker Kälte geschützt werden, zum Beispiel durch Kniewärmer, Wollsocken oder warme Unterwäsche. Die schlimmen Arthroseschmerzen haben ihren Schrecken verloren, seit – neben Salben – hochwirksame Medikamente zur Entzündungshemmung existieren. Sie stehen vor allem als Tabletten oder Zäpfchen zur Verfügung. Als Nebenwirkung dieser Medikamente kann am ehesten eine Magenunverträglichkeit auftreten. Ist ein arthrotisches Gelenk bereits sehr stark angegriffen, so muss eine Entlastung vorgenommen werden. Beim Hüftgelenk kann ein Gehstock hilfreich sein, das Fußgelenk wird mit einer entsprechenden Einlage unterstützt. Letztlich ist der eventuell notwendige Gelenkersatz insbesondere des Hüft- und Kniegelenks heute eine Routineoperation und kann bei normalem Verlauf die Lebensqualität des Arthrosekranken entscheidend und auf Dauer verbessern.